Kino über den Wolken
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Kino über den Wolken

Ein Interview mit Kathryn Perrotti über das Filmfestival Kitzbühel

„Licht aus, Film ab!“, heißt es nun schon zum vierten Mal beim Filmfestival in Kitzbühel. Der mondäne Alpenort wird im August sieben Tage lang Schauplatz der nationalen und internationalen Filmszene. An verschiedenen Orten, so auch in Europas höchstem Kinosaal am Kitzbüheler Horn, können Filme von jungen Filmemachern bestaunt und diskutiert werden. Gründungsmitglied Kathryn Perrotti blickte mit La Loupe hinter die Kulissen des Filmfestivals und erklärte eine echte Kitzbüheler Besonderheit: Die Drehbuchklausur.

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© FFKB | Kathryn Perroti
„Die Szenerie in und um Kitzbühel ist romantisch, mystisch und bietet atemberaubende Panoramen.“

L.L./ Die traumhafte Landschaft Kitzbühels ist immer wieder beliebtes Motiv für nationale und internationale Filmproduktionen. Warum wirkt die Region auf Filmemacher so anziehend?

K.P./ Tirol und auch Kitzbühel haben eine lange Filmhistorie vorzuweisen. Seit über 100 Jahren zieht es Filmschaffende in die Region. Ich denke, dass sich nationale und internationale Regisseure, Produzenten und Filmteams hier sehr wohl fühlen, da sie professionell unterstützt werden. Die Szenerie in und um Kitzbühel ist romantisch, mystisch und bietet atemberaubende Panoramen.

„Für uns war es eine logische Folgerung, da Kitzbühel nicht nur eine Sport- und Tourismusstadt ist, sondern in ihrer Vergangenheit auch in der Filmwelt aufgezeigt hat.“

L.L./ Seit 2012 gibt es nun schon das Filmfestival Kitzbühel. Was war die Idee hinter der Kulturinitative und welche Gründungsmitglieder waren an der Umsetzung beteiligt?

Das FFKB Team (Michi, Mike, Nina, Josef, Roman und ich) sind schon im Jahr 2012 das erste Mal zusammengesessen. Für uns war es eine logische Folgerung, da Kitzbühel nicht nur eine Sport- und Tourismusstadt ist, sondern in ihrer Vergangenheit auch in der Filmwelt aufgezeigt hat. Filme wie „Downhill Racer“ mit Robert Redford, Werke von Luchino Visconti, aber auch Filme mit der Kitzbüheler Legende Toni Sailer wurden hier gedreht.

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© FFKB | Team

L.L./ Was unterscheidet das Filmfestival Kitzbühel von anderen Festivals der Branche?

K.P./ In erster Linie streben wir alle das Ziel an, Filme bekannt zu machen und Filmschaffenden eine Plattform zu bieten. Beim FFKB liegt der Fokus primär auf aufstrebenden Filmemachern, deren Filme es oftmals schwer haben, vor einem Publikum gespielt zu werden. Wir bieten internationalen Regisseuren und Produzenten weiters die Möglichkeit, während des Festivals zu netzwerken und sich auszutauschen.

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„Es ist ein sehr steiniger Weg von der Idee eines Films zur Entwicklung, zur Realisierung und Finanzierung.“

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L.L./ Auch in diesem Jahr widmet sich das Filmfestival Kitzbühel dem jungen Film und fördert nationale und internationale Talente. Warum ist Ihnen dieser Schwerpunkt so wichtig?

K.P./ Uns ist das wichtig, weil es die „Jungen“ am schwersten haben. Es ist ein sehr steiniger Weg von der Idee eines Films zur Entwicklung, zur Realisierung und Finanzierung. Wenn der Film dann fertig ist, kann es sein, dass bis zu diesem Zeitpunkt junge Filmschaffende schon alles hineingesteckt haben: Ihre Zeit, ihr Herzblut und auch ihr Erspartes. Und gesehen hat den Film immer noch niemand. Wir möchten ihnen daher in zwei Punkten etwas Unterstützung zukommen lassen: Erstens sollen ihre Filme einem Publikum und einer hochkarätigen Jury vorgeführt werden. Zweitens helfen wir ihnen, ihre Ideen in Drehbücher zu verwandeln oder mit ihnen bestehende Bücher zu bearbeiten und diese Autoren für den nationalen und internationalen Filmmarkt vorzubereiten.

„Wir suchen für den Wettbewerb nach spannenden Ideen, bei denen man die innovative Kraft der aufstrebenden Filmemacher spürt.“

L.L./ Müssen sich die Filmemacher an gewisse Richtlinien halten? Auf welche Aspekte achtet die Jury?

K.P./ Es war immer unser Credo, dass sich die Filmschaffenden nicht an Richtlinien halten müssen. Aber natürlich suchen wir für den Wettbewerb nach spannenden Ideen, bei denen man die innovative Kraft der aufstrebenden Filmemacher spürt.

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L.L./ Ihre Jury war die vergangenen Jahre immer hochkarätig besetzt. So war beispielsweise 2015 Drehbuchautor Julian Pölser (Die Wand) als Juror zu Gast. Auf welche Jury dürfen wir uns 2016 freuen?

K.P./ Auch dieses Jahr werden sich die Wettbewerbsfilme einer erstklassigen Jury stellen müssen. So dürfen wir uns beispielsweise auf Gabriele Kranzelbinder, Georges Luks, Danny Krausz, Nicole Beutler, Konstanze Breitenebner und Peter Patzak freuen.


L.L./ Wie viele Filme nehmen am Wettbewerb teil? Gibt es schon ein paar Infos zum Programm?

K.P./ Die letzten Jahre hatten wir um die 30 Filme im Wettbewerb und insgesamt 70 Filme, die in der Festivalwoche in den vier Locations liefen. Ich denke, wir werden uns dieses Jahr über paar Wettbewerbsfilme mehr freuen dürfen, da wir heuer 750 Einreichungen bekommen haben.

Aber auch neben dem Wettbewerb gibt es einiges, worauf man sich freuen darf: Die verschiedenen Open Air Kinos sind auf jeden Fall wieder ein Highlight. Wir freuen uns schon auf das Autokino am 25. und 26. August und auf Kino am Berg (26. August) in Europas höchstem Kinosaal am Kitzbüheler Horn. Wir widmen die diesjährige Retrospektive Sir Peter Ustinov und werden den Abschlussabend gemeinsam mit seiner Stiftung, der Sir Peter Ustinov Foundation, veranstalten. Die österreichische Schauspielerin und Sängerin Nicole Beutler wird Besucher am 24. August durch einen wunderbaren Chansonabend führen. Peter Weck hält die diesjährige Lesung im Rasmushof am 25.August. Das finale Programm mit allen Filmen wird ab Ende Juli auf www.ffkb.at nachzulesen sein.

„Ich denke, dass Zuseher diese Mischung aus Adrenalin, Ausdauer und Freiheit lieben. Da taucht man für eine kurze Zeit in eine Welt, einen Mikrokosmos ein, in dem man hautnah das pure Leben fühlen kann.“

L.L./ In welchen Kategorien werden Preisträger prämiert?

K.P./ Die Gewinner der Kategorien bester Spielfilm, bester Dokumentarfilm und bester Kurzfilm werden von der Jury festgelegt. Der Verein der Freunde des Filmfestivals Kitzbühel vergibt den Preis für den österreichischen Nachwuchsfilm und auch das Publikum wird dieses Jahr wieder seinen Liebling küren. Neu in diesem Jahr ist der Preis für Best Winter Sport Short (WSS), der wiederum von einer hochkarätigen Jury aus der Sportfilm und Freeride Szene verliehen wird.

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L.L./ Der Sport ist in Kitzbühel allgegenwärtig – auch beim Filmfestival. Zahlreiche Sportprofis geben sich dort die Klinke in die Hand und auch einige Filme behandeln dieses Thema. Warum ist Sport, gerade auch im Film, ein spannendes Thema?

K.P./ Ich denke, dass Zuseher diese Mischung aus Adrenalin, Ausdauer und Freiheit lieben. Da taucht man für eine kurze Zeit in eine Welt, einen Mikrokosmos ein, in dem man hautnah das pure Leben fühlen kann. Ein großer Erfolg war vor zwei Jahren „Attention – A Life in Extremes“ von Sascha Köllnreitner, den wir am Horn gezeigt haben oder der letzjährige Eröffnungsfilm „The Search for Freedom“.


L.L./ Das Filmfestival Kitzbühel veranstaltete Screenings im Gondelhaus auf dem Kitzbüheler Horn oder in einem Freiluft-Autokino. Wird es 2016 in dieser Hinsicht auch Überraschungen geben?

K.P./ Nach dem Erfolg der letzten Jahre werden wir das Kino am Berg und das FFKB Autokino genau so weiterführen. Beide Programmpunkte wurden von Festivalbesuchern sehr gut angenommen. Jedoch versuchen wir beide Veranstaltungen weiter zu entwickeln. So werden wir beim Autokino Food-Trucks haben, die sich um das Wohl der Besucher kümmern. DJs begleiten sowohl beim Kino am Berg als auch am Hahnenammparkplatz den Sonnenuntergang, bis es um 20:00, „Film ab“ heißt.

„Wir wollen ihnen helfen, ihre Geschichten mitreißend zu erzählen und so auch mit dem österreichischen und deutschsprachigen Film im nationalen und internationalen Wettbewerb zu reüssieren.“

L.L./ Die Besonderheit des Filmfestivals Kitzbühel ist die „Drehbuchklausur“. Was steckt dahinter?

K.P./ Die Drehbuchklausur (DBK) ist eine weitere Initiative des FFKBs, die die Förderung junger Filmschaffender unterstützt. Zum dritten Mal werden Drehbuchautoren zu einer dreiwöchigen intensiven Arbeits- und Schreibklausur nach Kitzbühel eingeladen. Eines der Hauptziele der DBK ist es, Autoren und Autorinnen entsprechend zu ermutigen und mit einem Repertoire von nützlichen „tools“ zu entlassen.
Wir wollen ihnen helfen, ihre Geschichten mitreißend zu erzählen und so auch mit dem österreichischen und deutschsprachigen Film im nationalen und internationalen Wettbewerb zu reüssieren. Sie werden in diesem Zeitraum von Experten und Fachleuten der nationalen und internationalen Filmlandschaft unterstützt. Schwerpunkte hier sind mitunter Themen wie die Ausarbeitung der Charaktere, der Dramaturgie, der Dialoge, aber auch die Vorbereitung ihrer Loglines, der Synopsis oder das Pitching und Cross-Media Potential.

„Wie oft hat man denn sonst die Möglichkeit, Hintergrundinformationen zu Filmen zu bekommen und die Regisseure, Protagonisten oder Produzenten kennen zu lernen?“

L.L./ Das Rahmenprogramm des Filmfestivals bezieht das Publikum mit ein und bietet Platz für anregende Diskussionen. Gibt es dazu schon konkrete Pläne für 2016?

K.P./ Wir bieten nach jedem Film die Möglichkeit vor Ort mit den Filmschaffenden zu diskutieren und Fragen zu ihren Filmen zu stellen. Diese Fragerunden werden vom Publikum sehr gut angenommen. Wie oft hat man denn sonst die Möglichkeit, Hintergrundinformationen zu Filmen zu bekommen und die Regisseure, Protagonisten oder Produzenten kennen zu lernen? Da das FFKB ein sehr familiäres Festival ist, bietet sich aber auch während der Festivalwoche immer wieder die Möglichkeit sich in entspannter Atmosphäre mit Filmemachern auszutauschen.

„Im Kino nehme ich mir wirklich Zeit für den Film und lasse mich darauf ein, ich bin nicht abgelenkt und tauche in eine andere Welt ein.“

L.L./ Video-on-Demand-Portale erfreuen sich heutzutage großer Beliebtheit. Immer häufiger werden Filme Zuhause gestreamt. Hat Kino in solchen Zeiten eine Zukunft?

K.P./ Ich bin der Meinung, dass das ein ganz anderes Erlebnis ist. Im Kino nehme ich mir wirklich Zeit für den Film und lasse mich darauf ein, ich bin nicht abgelenkt und tauche in eine andere Welt ein. Vor einem spannt sich eine riesige Leinwand auf und der Sound hüllt einen komplett ein. Technisch kann man das nur mit hohem Aufwand in den eigenen vier Wänden nachahmen. Viele Filme werden auch rein für die Kinoleinwand gemacht und sind als Fernsehfilm oftmals auch nicht so intensiv erlebbar. Ich denke also nicht, dass man in Zukunft auf so ein Erlebnis verzichten möchte.

Wordrap

Jungen Filmschaffenden rate ich ... durchzubeissen.

Popcorn im Kinosaal ... nicht so schlimm.

Der beste Filmemacher ist für mich ...
momentan Sylvain Chomet.

Film bedeutet für mich ... Fusion aller Künste.

Blockbuster oder Independent-Film? Independent.

Kino unter freiem Himmel ... pure Nostalgie.

Inside story

Beim Filmfestival Kitzbühel dreht sich alles um den „jungen Film“. Nachwuchsregisseure und -Produzenten bekommen hier die einmalige Gelegenheit, ihre Projekte in traumhafter Alpenkulisse zu präsentieren. Im Vordergrund des FFKB stehen der Austausch und die Vernetzung von nationalen und internationalen Filmschaffenden und Filmliebhabern. Das umfangreiche Rahmenprogramm reicht vom Autokino bis zu Lesungen und Austellungen. Auch dieses Jahr müssen sich die jungen Filmemacher einer hochkarätigen Jury stellen.


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