Mode mit Herzblut
© Sportalm

Mode mit Herzblut

Ulrike Ehrlich, Kreativchefin von Sportalm

Bei Sportalm steht vor allem eins im Mittelpunkt: die Trägerin. Gehüllt in feinste Stoffe und edle Schnitte kann sie ganz sie selbst sein und doch Neues wagen. Das Kitzbüheler Unternehmen, das bereits 1953 seinen Siegeszug begann, versteht es wie kein anderes, das besondere Lebensgefühl der Gamsstadt widerzuspiegeln – und findet vielleicht auch genau deshalb Liebhaber auf der ganzen Welt. Bereits in 21 Ländern schwören Kunden auf das moderne Design, die innovativen Funktionsmaterialien und die Liebe zum Detail. La Loupe sprach mit der Kreativchefin Ulrike Ehrlich über die Highlights auf der Berlin Fashion Week, den guten Geschmack auf der Piste und die Besonderheiten eines Familienunternehmens.

La Loupe Sportalm 5 75e0w5l9n

© Sportalm | Berlin Fashion Week
„Ich hatte Gänsehaut, als die Show begann.“

La Loupe Sportalm 3 75e0w5knt

© Sportalm | Berlin Fashion Week

L.L./ Beginnen wir mit einem Highlight im Jahr 2016: Sportalm präsentierte die aktuelle Kollektion auf der Berlin Fashion Week. Ging damit eigentlich ein Traum in Erfüllung?

U.E. / Es war definitiv ein Traum, denn als Designer hat man das Ziel, seine Kollektionen auf dem internationalen Catwalk zu präsentieren. Berlin hat zu unserem Markt noch die größte Nähe, deshalb hat die Stadt sehr gut gepasst – besonders, weil die deutsche Metropole uns auch an sich sehr gut gefällt, sie ist sehr pulsierend und kreativ. Ich hatte Gänsehaut, als die Show begann.

Bei der Fashion Week präsent zu sein war eine sehr spontane Entscheidung, die wir Anfang Dezember getroffen haben. Das Team und ich hatten also nur noch etwa fünf Wochen bis zum Event. Die kommende Show am 18. Januar 2017 wird sicher routinierter ablaufen, denn wir wissen nun, was auf uns zukommt. Gespannt sind wir auf die neue Location, denn das Zelt am Brandenburger Tor wurde gegen ein leerstehendes Gebäude getauscht, typisch Berlin eben. Das gibt der Veranstaltung sicher einen frischen Kick.

„Wir konnten zeigen, dass wir nicht nur Sport können, sondern auch Mode.“

L.L. / Wie bekommt man eigentlich die Chance, auf der Fashion Week Kollektionen präsentieren zu dürfen? Wie sieht das Auswahlverfahren aus?

U.E. / Man muss sich bewerben und ins Portfolio passen. Anfangs hatten die Verantwortlichen Bedenken, dass Sportalm zu sportiv wäre. Sie waren dann aber von der Bandbreite der Kollektion ganz überrascht. Und letztendlich füllten wir das gesamte Zelt mit über 700 Personen aus. Die Stimmung war einzigartig.

„Trachtenmode, das ist unsere Wurzel, auf die wir uns besinnen und die wir hegen und pflegen.“

L.L. / Wie war die Resonanz nach der Show? Waren Sie auch in den Medien vertreten?

U.E. / Die Fashion Week ist ein Medienspektakel und die deutsche Presse berichtete sofort über die Geschehnisse. In der Bild-Zeitung waren wir sogar mit einer halben Seite vertreten. Das hat uns sehr gefreut. Auch die Kundenresonanz, um die es ja eigentlich geht, war wahnsinnig gut. Viele haben Sportalm zum ersten Mal in einem anderen Kontext gesehen. Wir konnten zeigen, dass wir nicht nur Sport können, sondern auch Mode. Wir hatten aufgrund der kurzen Planungsphase keine speziellen Catwalk-Pieces, sondern mussten mit dem arbeiten, was bereits an der Stange hing. Das kam sehr gut an und uns ist es sehr gut gelungen, uns zu positionieren.

La Loupe Sportalm 2 75e0w5l6a

© Sportalm Headquarter
„Tradition, sei es Handwerk oder Herkunft, ist uns sehr wichtig – und dafür ist der Standort Kitzbühel auch prädestiniert.“

La Loupe Sportalm 4 170119 133251 75e0w5kqs

© Die Sportalm

L.L. / Gab es ein Highlight während der Show, an das Sie sich besonders gerne erinnern?

U.E. / Wir hatten einen Gag, der großes mediales Echo hervorgerufen hat. Wir gingen mit einem Baby auf den Laufsteg, weil wir unsere neue Kinder-Skikollektion promoten wollten. Der kleine Mann ist durch alle Zeitungen gerauscht. Das war etwas komplett Neues!

L.L. / Die Firmengeschichte von Sportalm geht bis ins Jahr 1953 zurück. Damals gründete Willi Kruetschnigg das Kitzbüheler Unternehmen als Stickerei. In welchen Facetten zeigt sich Tradition noch in Ihrer aktuellen Mode?

U.E. / Gestickt und gestrickt wird bei uns heutzutage nicht mehr. Der zweite Besitzer legte seinen Fokus dann auf Trachtenmode. Das ist eigentlich unsere Wurzel, auf die wir uns besinnen und die wir hegen und pflegen. Mit dem dritten Eigentümer, Franz Kneissl, kam dann die Skimode in den 1970ern dazu. Tradition, sei es Handwerk oder Herkunft, ist uns sehr wichtig – und dafür ist der Standort Kitzbühel auch prädestiniert. Die Menschen strahlen, wenn man ihnen erzählt, dass man aus Kitzbühel stammt. Und wenn man dann noch Produkte herstellt, die wirklich mit der Region in Verbindung stehen, ist das ein ganz großer Vorteil. All das fließt permanent in unsere Kollektionen mit ein – natürliche Materialien und eine schöne Haptik stehen im Fokus.

La Loupe Sportalm 1 75e0w5kz6

© Die Sportalm
„Kitzbühel ist einerseits eine weltbekannte Sportstadt und andererseits sehr glamourös.“

L.L. / Woher kommen die Grundmaterialien, die Sie in Ihren Kollektionen verwenden?

U.E. / Für die Tracht kommt fast alles aus Österreich, denn die klassischen Betriebe, die sich auf diese Mode spezialisiert haben, sind hier beheimatet. Im Bereich Fashion kommt der große Teil aus Italien und Skimode fast ausschließlich aus Japan. Die Menschen dort sind Spitzenreiter in puncto Technik und hochfunktionelles Gewebe. In Japan gibt es die besten Stoffe, die vor Feuchtigkeit schützen.

L.L. / Altbewährtes Handwerk, lange Tradition und ein starkes Familienband spielen für Sportalm essentielle Rollen. Haben Sie das Gefühl, diese Werte werden heutzutage eher vernachlässigt, besonders in der Modeindustrie?

U.E. / Ja, denn viele Unternehmen sind keine Familienunternehmen mehr. Oft sind Firmen getrieben von kurzfristigen Erfolgen und vernachlässigen dabei die Nachhaltigkeit. Das ist in Familienbetrieben nicht der Fall, denn hier denkt man in Generationen und geht vielleicht kleinere Schritte, die dafür aber langfristig gesünder sind. In Familienbetrieben fühlt man sich den Traditionen schon eher verpflichtet. Zum Glück nimmt die Kurzfristigkeit bei den Kunden immer mehr ab. Sie entwickeln ein Qualitätsdenken und sind bereit, mehr Geld für gute Produkte auszugeben. Das kommt uns natürlich zugute.

„Die Kollektionen wirken ein wenig wie aus Omas Kleiderschrank.“

L.L. / Gibt es ein Stück vom Sportalm, in das es sich für jeden lohnt zu investieren?

U.E. / Da denke ich sofort an Daunenmäntel. Sie sind sehr zeitlos, gerade in der Farbgebung und im Schnitt. Und auch ein Dirndl besitzt, wenn es schlicht ist, eine gewisse Zeitlosigkeit. Gerade in dieser Sparte hat Herkunft noch eine besondere Bedeutung.

L.L. / Der Firmensitz von Sportalm ist heute noch in Kitzbühel. Auch Ihre Kollektionen spiegeln das besondere Lebensgefühl der Gamsstadt wider. Was macht den Spirit des Orts aus und wie zeigt er sich in Ihren Kollektionen?

U.E. / Kitzbühel ist einerseits eine weltbekannte Sportstadt und andererseits sehr glamourös. Beide Komponenten fließen in unsere Kollektion ein. Diese Symbiose, kombiniert mit einem wunderschönen Standort in traumhafter Natur, lieben auch unsere internationalen Kunden. Man kann unsere Mode, bis auf die Tracht, überall tragen. Kitzbühel ist in unserer Marke und in unserem Logo sehr präsent. Damit bewerben wir natürlich gleichzeitig die Region. Aber wir vermitteln natürlich auch gerne, dass unser Unternehmen aus der Gamsstadt stammt. Klassische Win-win-Situation. Daher veranstalten wir auch gemeinsame Events mit dem Tourismusverband, wie Pressekonferenzen und Modeschauen.

„Dirndl stehen einfach jeder Frau!“

L.L. / Seit 1968 fertigt Sportalm auch authentische Trachtenmode mit dem gewissen Extra. Man hat das Gefühl, dass heutzutage Dirndl und Co. eine Renaissance erleben. Wie einfach lässt sich diese Mode in den Alltag integrieren?

U.E. / Heutzutage ist es schon gang und gäbe, trachtige Jacken mit einer Jeans zu kombinieren. Und auch Dirndlblusen kann man problemlos unter Westen, Gilets und Kleidern tragen. Fashionistas führen auch nur den Unterrock des Dirndls spazieren. Je nach Modemut gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten. Auch bei den Männern hat sich die Lederhose als alltagstaugliches Kleidungsstück durchgesetzt. Es gibt heutzutage auch wieder viele Events, zu denen Menschen Tracht tragen – beispielsweise zu Hochzeiten.

L.L. / Wie beliebt sind die Dirndl eigentlich im Ausland?

U.E. / Um ehrlich zu sein, eigentlich gar nicht. Es gab schon internationale Kundinnen, die sich dann gerne ein buntes, üppiges Kleid vom Sportalm kaufen – aber ich denke, dass es zuhause nicht mehr angezogen wird. Auch in China werden Dirndl verkauft, denn dort gibt es auch ein Oktoberfest. Die sind aber von so schlechter Qualität, dass sie eher als Kostüm anzusehen sind. Trachtenmode beschränkt sich wirklich auf den alpenländischen Raum: Österreich, Bayern, die Schweiz und Südtirol.

L.L. / Ihre aktuelle Dirndlkollektion zeigt hochgeschnittene Blusen und angeschnittene Ärmel. In welche Richtung wird sich der Trachtentrend kommende Saison entwickeln?

U.E. / Die Farben werden gedeckter und die Materialien kompakter und natürlicher. Die Kollektionen wirken ein wenig wie aus Omas Kleiderschrank mit gestiftelten Röcken. Mir gefällt das sehr gut! Aber auch die bunte Phase mit sehr kurzen Dirndln war wichtig, um junge Frauen anzusprechen. So haben sie die Berührungsängste zu traditionelleren Modellen verloren. Dirndl stehen einfach jeder Frau! Vivienne Westwood hat einmal gesagt: „Wenn jede Frau ein Dirndl tragen würde, wäre die Welt eine schönere.“

„Wir möchten den guten Geschmack nicht auf der Piste aufgeben.“

L.L. / Die Fashionkollektion vom Sportalm besticht im Winter durch sportlich-cleane Silhouetten, spannendes Layering und nordische Einflüsse. Was ist Ihr absolutes Lieblingsstück dieser Kollektion?

U.E. / Meistens gibt es mehrere Lieblingsstücke, dieses Jahr gefällt mir der Übergangsmantel Karashin besonders gut. Man kann ihn lässig drüberwerfen, er wirkt sehr voluminös und bietet unten drunter viel Platz. Das Obermaterial besteht aus Velours, der Innenstoff erinnert an Samt und ist kuschelig weich. Das Modell sieht edel aus, passt zu allem und ist unkompliziert.

L.L. / Sind das die Kriterien, nach denen Sie auch Ihre Kollektionen designen?

U.E. / Bequemlichkeit ist ein ganz wichtiger Faktor, genauso wie die Pflege. Wir achten darauf, dass die Stücke leicht zu reinigen sind. Trotzdem haben die Stücke eine gewisse Attitüde.

„Wir haben innerhalb all unserer Kollektionen noch viel Potenzial.“

L.L. / Die Sportalm-Skimode überzeugt nicht nur durch angesagte Designs, sondern besteht auch aus innovativen Funktionsmaterialien. Was trägt die Sportalm-Frau 2016/2017 auf der Piste?

U.E. / Es gibt mehrere Trends in der Kollektion. Einerseits geht es in Richtung Retro und erinnert an die Sixties. Die Jacken werden schmal und elastisch. Andererseits sieht man vermehrt poppige, bunte Drucke, inspiriert von den 1980ern. Neonfarben wirken auf der weißen Piste natürlich wunderbar.

Wir möchten den guten Geschmack nicht auf der Piste aufgeben. Viele Sportoutfits sind vom Look sehr technisch orientiert, wir beweisen: Man kann auf der Piste auch noch Frau bleiben. Genau für diese Damen sind wir da!

L.L. / Was nehmen Sie zum Skifahren immer mit?

U.E. / Einen Lippenpflegestift (lacht).

L.L. / Das Unternehmen Sportalm feierte 2016 seinen 63. Geburtstag. Welche Pläne und Visionen haben Sie für die Zukunft?

U.E. / Wir haben innerhalb all unserer Kollektionen noch viel Potenzial. Wir sind jetzt bei Harrods in London gelistet und von denen erfuhren wir, dass unsere Stücke ein sehr internationales Publikum anziehen. Es gibt also noch Märkte, die zu erschließen sind. Seit drei Jahren sind wir in den USA vertreten und haben große Zuwächse. Wir haben auch ständig neue Ideen, wie die Kinder- oder die Activekollektion. All das wollen wir weiter ausbauen.

Aber nicht nur international, sondern auch besonders in den österreichischen Wintersportdestinationen wird Sportalm oft und gern gekauft. Wir bekommen sehr viel positives Feedback von unseren Geschäftspartnern aus dem Alpenraum.


Wordrap

Dieses Kleidungsstück möchte ich gerne einmal gestalten: Es gibt nichts schöneres als ein Dirndl.

Sneakers zum Dirndl ... why not?

Von meinem Vater lernte ich ... kaufmännisch zu denken.

Piste oder Après-Ski? Die Hütte auf der Piste.

Mein Kraftort in Kitzbühel: Mein Zuhause.

Made in Austria bedeutet für mich ... eine Verpflichtung.

Knalliges Pink oder softes Rosa? Pink.

Inspiration finde ich ... überall.

Inside story

Ulrike Ehrlich unterstützt seit Beginn der 1990er-Jahre ihren Vater Wilhelm Ehrlich, der die Firma Sportalm 1980 übernahm. Als Kreativchefin verschaffte sie dem Unternehmen mit ihrer einzigartigen Handschrift einen dynamischen Charakter und überzeugt mit ihren Kollektionen Kunden auf der ganzen Welt. Obwohl das Unternehmen heute in 21 Ländern aktiv ist, ist das Herz der Firma seit 63 Jahren in Kitzbühel. In den besonderen Stücken von Sportalm trifft internationales Flair auf lokale Traditionen – und ist dabei eben typisch Kitzbühel. Heute umfasst die Kollektion sowohl Tracht, Skimode als auch Fashion.


Artikel Teilen


Kitzbühel

Guide

Zum Guide

Folge uns Facebook Instagram

La Loupe Award La Loupe Award La Loupe Award La Loupe Award