Einmal Brooklyn und retour, bitte!
© La Loupe

Einmal Brooklyn und retour, bitte!

Williamsburg, Greenpoint & Lower East Side

Bereit für herben Charme der Schwerindustrie, zuckergussverklebte Finger, rosafarbene Brückenpfeiler und die somit wohl abwechslungsreichsten Seiten New Yorks? Dann bitte hier entlang!

Grundsätzlich ist Manhattan der Hauptakteur der fünf Boroughs und mit der Vielzahl der Sehenswürdigkeiten der Dreh- und Angelpunkt für Besuche im Big Apple. Über dem East River jedoch – genauer in Williamsburg, im nördlichen Teil von Brooklyn, wartet ein anderes New York mit einem sehr hohen Abenteuerpotenzial.


Bereits die Überfahrt mit der NYC Ferry nach North Williamsburg erweitert nicht nur den Bewegungsradius, sondern ermöglicht einen ganz neuen Blick auf die Skyline. Egal, ob von der Wall Street oder der 34th Street kommend: Spätestens auf dem Wasser und den dadurch gewonnenen Abstand zum Festland wirkt Manhattan wie ein schlafender Riese, den man ganz still und leise beobachten möchte.

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Wieder mit festem Boden unter den Füßen und einem Lavender Latte von Copper Mug Coffee oder einem klassischem Cappuccino von beispielsweise Blank Street Coffee oder Partners Coffee in der Hand – flaniert es sich hier herrlich zwischen Kent und Bedford Ave auf und ab. Für alle, die bei ihrem Kaffee keine Kompromisse eingehen, sondern auf farmfrisch und hauseigen geröstet setzen möchten, ist ein Besuch bei Devoción Pflichtprogramm. Bereits online kann mithilfe eines Kaffeegenerators das persönliche Flavour-Profil bestimmt werden – oder aber man lässt sich vor Ort beraten, um in den absoluten Genuss der beliebten Wunderbohne zu kommen. Bestenfalls wird ein Päckchen der neuen Lieblingssorte gleich für zuhause ergattert und punktet somit mit einem ganz besonderen Mitbringsel ohne Kitschfaktor.


Endlich richtig wach geht es vorbei an den unzähligen Eateries, Designshops, Secondhandläden und kleinen Geschäften, die irgendwie jenen in Soho oder Nolita ähneln und daher nicht im Fokus dieser Tour stehen. Aber: Wenn man schon mal hier ist, kann der ein oder andere Blick gerne riskiert werden.

Williamsburg
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Williamsburg steht auf den ersten Blick für Lässigkeit in der Mode und freche Streetart, und so wundert es nicht, dass das ehemalige Schwerindustrieviertel New Yorks voller Energie und Tatendrang steckt. In den Cafés sitzen Besucher an ihren Laptops – eine Generation, die sich vom Nine-to-five-Denken gelöst hat und dabei so zielstrebig wirkt. Genau diese Bewegung gibt es hier zu entdecken und darf wie ein Jungbrunnen konsumiert werden, um den Geist vor dem Stillstand zu bewahren. Das buntgemischte Viertel mit den schmalen Häusern und den nie enden wollenden Straßen spiegelt eine Seite New York Citys wider, die auf Trends, Zeitgeist und Klassiker zugleich pocht. So laden Hotels im Industrial-Chic des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit Polstermöbeln wie bei Oma nicht zum Kaffeekränzchen, sondern locken internationales Publikum mit hohem Stilbewusstsein und noch mehr Sinn für Qualität.

Greenpoint
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Auch nicht aus der Mode kommt der Peter Pan Donut & Pastry Shop in der 727 Manhattan Ave, wo es sich lohnt, in der Warteschlange auszuharren, um einen jener handgemachten Donuts zu ergattern, deren Beliebtheit seit fast 60 Jahren anhält. Denn den hauseigenen Rezepturen für New Yorker Klassiker wie Lemon Filled oder Old Fashioned Cinnamon hat der Besitzer Christos Siafakas in den 1970ern seine ganz eigene Note verpasst, an denen bis heute festgehalten wird. Und das schmeckt man auch!


Dass internationale Küche, guter Kaffee und Vintagemöbel zum guten Ton in Brooklyn gehören ist spätestens jetzt klar, doch was keinesfalls fehlen darf, ist ein Spaziergang über die Williamsburg Bridge. Ausgangspunkt hierfür ist der Aufgang zum Williamsburg Bridge Pedestrian Path an der Bedford Street zwischen South 5th & 6th Street. Im Vergleich zur Brooklyn Bridge verlaufen sich hierher nur wenige Instagrammer, noch weniger Touristen und schon gar keine Souvenirverkäufer. Dies hat den besonderen Vorteil, dass man sich fast allein zwischen rosafarbenen Brückenpfeilern, dem lärmenden Verkehr und dem Rumpeln und Quietschen der U-Bahn wiederfindet, mit einem atemberaubenden Blick über den East River. Ein perfekter Übergang zwischen hippem Brooklyn und geschäftigem Manhattan, auf dem sich die Fußgänger zunicken, während die Nachmittagssonne durch die Stahlstreben tanzt, bis man beinahe reizüberflutet oder wie in Trance am anderen Ende ankommt. Hier trifft man noch vereinzelt auf Fahrradfahrer mit Rennrädern im 70er-Jahre-Chic, Multifunktionsrucksack und Headphones der Extraklasse, die am Heimweg nach Williamsburg sind. Fast vertraut will man ihnen nachrufen: „Bye – see you soon!“

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Der Abschied vom Retrocharme fällt schwer, doch zum Trost empfängt einen die Lower East Side mit offenen Armen und einem Klassiker aus dem Jahre 1888, dem Katz‘s Delicatessen in der 205 East Houston Street. Der Doughnut war nämlich nur ein Snack und den richtigen Hunger hat man sich, in weiser Voraussicht, für ein echtes New Yorker Pastrami-Sandwich aufgespart. Was anfänglich noch als kleines Deli geführt wurde, entwickelte sich über die Jahrzehnte zum beliebten Treffpunkt der stetig wachsenden Nachbarschaft.


Bohnensuppe mit Würstel war freitags ein Muss, doch Zuwanderung und der Ausbau der U-Bahn brachten neue Traditionen, eine übervolle Fotowand und eine fast unendliche Menükarte mit sich. Um diese zu bezwingen, lohnt sich wieder vorab ein Blick auf die Webseite, denn die Bestellung sollte sitzen, sobald man an der Reihe ist. Die Jungs, auch Cutter genannt, sind schnell mit dem Messer und noch schneller mit dem Mund. Waschechte New Yorker eben. Fragen zu Brotsorte und Extras für das Sandwich nach Wahl kommen wie aus der Pistole geschossen da will man nichts falsch machen. Kann man eigentlich auch nicht, doch keinesfalls fehlen sollten: Senf, Essiggurken und selbstverständlich das Trinkgeld, das die Cutter direkt bei der Bestellung erhalten. Es zaubert nicht nur ein zartes Lächeln in deren Gesichter, sondern zeigt sich auch in der Kostprobe, die über den Counter gereicht wird.

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Gezahlt wird wie eh und je cash beim Ausgang und bitte keinen Stress, niemand muss im Stehen essen. Touristen, Polizisten und der ein oder andere Weltstar mischen sich unter Jederfrau und Jedermann.

Mehr New York geht nicht, oder doch? Am Tresen von Le Dive an der Ludlow Street, Ecke Canal Street ist man immer herzlich willkommen vielleicht ist draußen sogar ein Tisch frei, da lässt sich das Kommen und Gehen beobachten. Zu mehr ist man heute Abend nicht mehr im Stande – was für ein abwechslungsreicher Tag.

WALK:

Williamsburg, Greenpoint & Lower East Side

1 day ~ 7 km

WALK WITH LA LOUPE

... und New York Citys Schönheit entdecken.


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