Zeitlose Momente der (Natur-)Schönheit
© Patric Jahn

Zeitlose Momente der (Natur-)Schönheit

Interview mit Patric Jahn

Begreift man die Naturfotografie als Ausdruck künstlerischer Freiheit, stehen einem vielfältige Wege offen, das Gesehene zu subjektivieren. Für Patric Jahn, Fotograf aus Leidenschaft, stellte sich sehr schnell heraus: Künstliches und Natürliches haben den selben Wert, aber einen anderen Nenner. Im Interview mit La Loupe erklärt der Naturliebhaber aus Zürs, wie man mit Einstellungen Momente einfängt.

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© Patric Jahn

L.L./ Jeder Künstler hat eine Geschichte, welche ist Ihre und woher kommt ihre Leidenschaft zur Fotografie?

P.J./ In Zürs trifft sich die ganze Welt! Viele internationale Fotografen waren immer schon genau dort, wo ich aufgewachsen und zur Schule gegangen bin. Im Laufe der Zeit wurden aus den permanenten Begegnungen Freundschaften, und das machte den Austausch und die Zusammenarbeit erst möglich. Zweifellos kommt meine Leidenschaft zur Fotografie vom Ski- und Snowboardfahren und von den Begegnungen mit diesen Leuten in der Natur. Diese Naturmomente zu dokumentieren und visuell festzuhalten, war sicherlich der Anreiz.

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© Patric Jahn

L.L./ Was macht Ihre Bilder so einzigartig?

P.J./ Ich bewege mich mit meinem Kamera-Equipment und den technischen Einstellungen fast immer im Grenzbereich des Machbaren! Meistens sind es extreme Kälte, Frost, Nässe, schwierige Umwelteinflüsse wie Lichtverschmutzung und das lange Ausharren in der Nacht, die sich als Hauptproblematik darstellen. Diesen oft harten und kargen Einflüssen eine Komposition, Licht, Farbe und Schärfe bzw. Unschärfe einzuverleiben, prägen meine Fotografie und ermöglichen es mir, sehr oft spezielle Aufnahmen zu machen. Vor allem die Gegensätze von eiskaltem und warmem Licht, karg aber trotzdem sanft, stilistisch zu vereinen, finde ich sehr herausfordernd. Das nimmt bei mir einen wichtigen Stellenwert ein.

L.L./ Ihr Stil ist sicher schnell bezeichnet, doch was macht ihn aus?

P.J./ Er ist sehr technisch und manuell. Die Analogfotografie und ihre Werte in die Digitale zu bringen, empfinde ich als einen sehr wichtigen Aspekt dabei. Analoge Erfahrungswerte digital weiterzuentwickeln, wäre hier wahrscheinlich meine Stilvariante.

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© Patric Jahn

L.L./ Was empfinden Sie für Ihre Heimat Zürs, sehen Sie durch die Linse mehr als andere?

P.J./ Zürs, Zug und Lech betrachte ich mehr als Gegend und nicht ausschließlich als Tourismusorte. Leider fehlt oft genau der Sinn für das Sanfte, Ruhige, Karge, Natürliche - was diesem Ganzen erst einen gewissen Zauber verleiht. Speziell in Zürs sind viele Fotos von mir als Snowboardfahrer bei der Produktion unseres ersten Snowboard-Magazins entstanden. Beim Rollentausch, also ich als Fotograf und der Kameramann als Fahrer, begann meine Sportfotografie und somit der Einstieg in die professionelle Fotografie. Zürs hat durch die günstige Lage und die klare Luft kaum Lichtverschmutzungen. Dort sind mir die ersten schönen Langzeitbelichtungen und Aufnahmen der Sterne gelungen. Erstaunlicherweise musste ich auch einen positiven Nebeneffekt der rasanten baulichen Entwicklungen und touristischen Veränderungen in Zürs feststellen: Fotografien, die ich vor zehn, fünfzehn Jahren machte, sind heute schon Nostalgie und stellen einen noch ungeahnten Bereich in der Dokumentation sowie Vintage-Fotografie dar.

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© Patric Jahn

L.L. / Verraten Sie uns den schönsten Fotoplatz in Lech Zürs?

P.J./ Vor allem für ambitionierte Fotografen empfehle ich den Grünen Ring. Scheint sehr klassisch zu sein, man wird dort aber immer wieder von der Vielfalt der Vegetation, den oft rasch wechselnden Wolken und Lichtstimmungen überrascht. Das Gute dabei ist, man kann das auch im Winter machen und hat dadurch die Möglichkeit, auf einer der Hütten einzukehren, die Abendstimmung und das Ambiente zu genießen und ein Foto zu schießen. Sehr empfehlenswert finde ich das Zuger Tal und die Gegend um den Formarinsee, die wirklich keine Wünsche offen lassen. Es gibt einfache Wege für wirklich jeden, bis hin zu richtigen Bergtouren für sehr intensive Naturerlebnisse.

L.L./ Welche Bilder wurden in der Ausstellung in der Raiffeisenbank Lech gezeigt und wie lautet das Thema?

P.J./ Überwiegend vorbeischweifende Impressionen, die beim Erleben oder Durchlaufen dieser Landschaften wachrütteln und den Blick auf einen anderen Aspekt werfen sollen. Ein kurzer Einblick und eine Rückschau in Momenten, dargestellt auf Fotos.

© Patric Jahn
Inside story

Ein Blick auf die atemberaubende Schönheit unserer Welt - das treibt Patric Jahn an, stundenlang an einem Punkt auszuharren, um auf der Suche nach dem besten Licht, Bilder voller Emotionalität und Schönheit zu fotografieren. Angefangen hat der 1977 geborene und in Zürs aufgewachsene Künstler mit wenigen privaten Schnappschüssen beim Ski- und Snowboardfahren, in Gesellschaft von anderen Alpinisten und Naturalisten. Dann folgte der erste Kontakt mit der Natur- bzw. Langzeit-Restlicht-Fotografie für ein Snowboard-Magazin. Das stellte die Grundlage für spätere Lehrgänge und Arbeiten im Bereich Fotografie, Pressefotografie und Kunstfotografie dar. Heute kann er mit Stolz auf seine erste Ausstellung schauen, die die Essenz seines Schaffens zeigt.


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