Umgarnt und geborgen
© Daddy´s Daughters

Umgarnt und geborgen

Interview mit Meike Schilcher, der Frau hinter der Salzburger Cashmere-Marke Daddy’s Daughters

Die kuschelige Lovestory zwischen der Designerin und ihrem Lieblingsmaterial, dem Cashmere, begann bereits im Kindesalter: Durch ihren Vater, der eine leitende Funktion in einer Weberei hatte, entdeckte Meike Schilcher die Liebe zu edlen Garnen und Stoffen. Nach einer Karriere in der Modebranche gründete sie 2012 in Salzburg mit Daddy’s Daughters ihr eigenes Cashmere-Label. An ihre Entwürfe stellt Meike Schilcher einen hohen Anspruch: Frau muss sich darin geborgen fühlen. Was die Designerin inspiriert, weshalb sie gerne sehr persönlich arbeitet und wieso sie einen Online-Shop ablehnt, erzählt sie La Loupe im Interview mit Julia Skardarasy.

„Jede Frau, egal wie alt sie ist, ist Tochter. Der Label-Name hat also etwas Beständiges und Nachhaltiges.“

L.L./ Ein ungewöhnlicher, aber doch einprägsamer Name für ein Label. Wie kam es zu „Daddy’s Daughters“ – spielt Ihre eigene Vater-Tochter-Beziehung eine Rolle?

M.S./ Ich war mein Leben lang ein Papa-Kind. Mein Vater war für mich immer mein best buddy, mein Berater und Verbündeter. Durch seine Arbeit in der Weberei hat er mich zudem schon früh für schöne Stoffe, Muster und Farben sensibilisiert. Als ich von Deutschland nach Österreich auswanderte, wurde die Beziehung zwischen meinen Eltern und mir noch kostbarer. Für diese bedingungslose Liebe und familiäre Geborgenheit steht Daddy’s Daughters. Und das Gefühl lässt sich gut auf Cashmere übertragen: Wenn ich in einen Pulli schlüpfe, fühle ich mich sicher und aufgehoben in dem feinen, weichen Material – ein bisschen wie in einem Cocoon. Hinzu kommt: Jede Frau, egal wie alt sie ist, sie ist eine Tochter. Der Label-Name hat also etwas Beständiges und Nachhaltiges.

„Ich brauche Zeit und muss mich treiben lassen, damit mir Ideen kommen.“

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© Daddy´s Daughters

L.L./ Gut Ding braucht Weile, wer oder was inspiriert Sie beim Entwerfen Ihrer Kollektionen?

M.S./ Ich brauche Zeit und muss mich treiben lassen, damit mir Ideen kommen. Ich plane mehr oder weniger regelmäßig Store-Check-Reisen, sitze dann zum Beispiel in Kopenhagen auf einem Platz und schaue mir die Leute an. Viel Inspiration kommt von der Umgebung und aus der Natur, die ich in Salzburg vor der Haustüre vorfinde. Natürlich bekommen wir auch saisonale Trendfarbkarten zugeschickt, und ich gehe auf Stoffmessen. Es gibt Tage, da habe ich Ideen für verschiedene Modelle, und es gibt Tage, an denen passiert gar nichts. Die Kunst ist es auch, an solchen Tagen das Selbstvertrauen zu behalten und zu wissen: Auch diese Saison wird wieder etwas Gutes. Gutes braucht Flow und Gutes braucht Zeit. Daddy’s Daughters ist im Grunde auch das, was ich selbst stets gerne anziehe. Es ist unkompliziert, es ist easy, ein bisschen sportiv, es kann auch mal elegant sein, aber es ist nie langweilig. Das Label transportiert meinen persönlichen Stil, und es ist schön zu sehen und macht mich stolz, wenn auch andere Frauen diesen Stil ‚anziehend‘ finden.

„Wenn ich in einen Pulli schlüpfe, fühle ich mich sicher und aufgehoben in dem feinen, weichen Material – ein bisschen wie in einem Cocoon.“

L.L. / Ihre Marke findet man in kleineren und erlesenen Boutiquen, etwa in Hotelshops. Weshalb ziehen Sie diese den großen Handelsketten vor?

M.S./ Wer auf unsere Website geht, wird sehen: Wir haben keinen Online-Shop, aber wir haben inzwischen mehr als 150 Partnershops. Wir beliefern nur den gehobenen Einzelhandel, wir lieben das persönliche Arbeiten mit unseren Kunden, allein daraus ergibt sich, dass wir weder große Online- Händler noch große Warenhausketten beliefern. Auch ohne einen eigenen Online-Shop können Endverbraucher bei uns anfragen oder auch in Einzelfällen bestellen, wir schicken die Ware dann an die nächstgelegene Boutique in Endverbraucher-Nähe. Bei jedem Kleidungsstück, das über die Theke wandert, wird ein Stückchen von unserer Schwingung mitgegeben, und das ist uns wichtig. Das Arbeiten mit Boutiquen ist für uns auf jeden Fall sehr nachhaltig und geschieht auf enger Vertrauensbasis mit unseren Geschäftspartnern. ‘We are familiy‘ – das habe ich früher für eine abgedroschene Floskel gehalten. Aber bei uns im Team gilt das wirklich. Wir arbeiten alle wunderbar zusammen. Nur wenn ich mich in meiner Firma wohlfühle, kann ich gut arbeiten. Ich schare nur Menschen um mich, die zu mir passen. Und wer zu mir passt, passt auch zu Daddy’s Daughters. Typisch Krebs-Frau eben.

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© Daddy´s Daughters

L.L./ Wie schaffen Sie es, das Luxus-Material Cashmere für alle zugänglich zu machen?

M.S./ Uns gelingt immer wieder der Spagat zwischen sehr modischem Anspruch und klassisch-moderner Tracht. Das macht die Kollektion für den alpinen Raum so interessant, man kann sie wunderbar kombinieren und sportlich oder elegant, aber auch genauso gut trachtig zum Dirndl oder zum Kleid bei Feierlichkeiten tragen. Wenn ich mir die Liste unserer Einzelhändler ansehe, bin ich manchmal noch immer überrascht – es finden tatsächlich die unterschiedlichsten Boutiquen etwas bei uns. Für viele unserer größeren Kunden sind wir auch gerne kleine ‚Wunscherfüller‘: Da wir durch unser Back-up recht flexibel sind, können wir unseren Kunden kleinere Wünsche oder Optimierungen von Mund und Augen ablesen… Dieses kleine Extra an Gespür ist für unsere Kunden in dem Moment sicher etwas Besonderes, es hat sehr viel mit gegenseitiger Wertschätzung zu tun, und das ist die Ebene, auf der wir sehr gern und engagiert zusammenarbeiten.

„Daddy’s Daughters ist vor allem das, was ich selbst gerne anziehe.“

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© Daddy´s Daughters

L.L./ Lassen Sie uns noch über Mode und Trends sprechen. Welche Rolle spielt die Farbwahl in jeder Kollektion?

M.S./ Unsere sehr hochpreisigen Modelle, die vielfach mit vier- oder mehr Fäden gestrickten und sogenannten ’Porsche-Teile‘, stellen wir eigentlich nur in klassischen Kaschmir-Farben her: ruhigere und vor allem zeitlose Farbtöne wie beige-melange, taupe-melange, grau-melange, oliv-melange oder vanille. Die Melangen sind die am schönsten schimmernden Farben beim Cashmere, hier werden naturbelassene Haare mit gefärbten Nuancen zusammen versponnen und erreichen den edlen und immer schönen Melange-Effekt. Die modischen Saison-Farben gibt es hingegen bei unseren Einstiegsmodellen. Für einen leuchtend orangefarbenen Pulli würde nicht einmal ich mehr bezahlen, wie soll ich das dann also unseren Händlern respektive deren Kunden zumuten? Ein besonderer Klassiker ist unser riesiger Triangle-Schal entweder mit Volantkante oder mit Fransen, dieses Modell bieten wir immer in allen Farben und in jeder Kollektion an, und er ist jede Saison wieder ausverkauft.

„Bei jedem Kleidungsstück, das über die Theke wandert, wird unsere Schwingung mitgegeben, das ist uns wichtig.“

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© Daddy´s Daughters

L.L./ Welches Produkt darf in einer Kollektion von Daddy’s Daughters auf keinen Fall fehlen?

M.S./ Ich würde sagen, die Wow-Teile dürfen nicht fehlen, denn sie wecken bei der Endkundin, die Magazine blättert oder Modeblogs folgt, die Begehrlichkeit. Also besondere Stücke, die neue Trends und auch neue Farben transportieren. Wir sind häufig erstaunt über sehr modische Modelle, die auf Grund der Stricktechnik zum Beispiel einen sehr hohen Preis haben, und dann aber in den Geschäften zu den Topsellern zählen, weil genau das die Frau woanders so nicht findet oder angeboten bekommt. Das bedeutet, dass wir immer genau schauen und reflektieren – auch auf uns selbst – was wäre ‚Wünsch Dir Was‘, und was wäre ‚Musst Du Machen‘? Und ein bisschen ‚Wünsch Dir Was‘ muss in jeder Kollektion einfach dabei sein!

„Unsere Kunden sind oft regelrecht süchtig nach Cashmere, viele sind Stammkunden.“

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© Daddy´s Daughters

L.L./ Wie fühlt es sich an, wenn Sie Ihre Kleidungsstücke an fremden Damen sehen?

M.S./ Das passiert tatsächlich manchmal, in Hotels, deren Shops wir beliefern, in Salzburg auf der Straße, am Flughafen, beim Essengehen. In den Hotels sind es doch zumeist die Hausgäste, die sich dort etwas kaufen und es am Abend sofort zum Ausgehen anziehen. Ich freue mich immer sehr, eine Frau – egal welchen Alters, welcher Figur oder welcher Herkunft – in Daddys Daughters zu sehen. Mir wird dann bewusst, wie unterschiedlich unsere Kundinnen sind. Aber eines eint sie alle: Sie sind Frauen und sie sind Töchter. Eben Daddys Daughters. Cashmere zu kaufen hat viel mit Gefühl zu tun. Der Funke, der überspringt, wenn man das Material anfasst, oder wenn man den Flausch sehen kann, weil das Licht schön darauf fällt – das kann man den Frauen nicht mehr nehmen. Unsere Kunden sind oft regelrecht süchtig nach Cashmere, viele sind Stammkunden.

„Cashmere zu kaufen hat viel mit Gefühl zu tun.“

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© Daddy´s Daughters

L.L./ Sie sind ursprünglich Westfälin. Was gibt Ihnen Salzburg, was bedeutet Ihnen die Stadt?

M.S./ Als Kind – ich bin in einem kleinen Vorort von Bielefeld aufgewachsen – war ich viel an der Küste, aber auch immer wieder ganz in der Nähe von Salzburg in Bischofswiesen im Familienurlaub. Mittlerweile bin ich ein echtes Kind der Berge geworden. 2008 bin ich nach Österreich gekommen, habe hier meinen Mann kennengelernt. Ich bin beruflich viel gereist und es war immer schön, wieder nach Hause zu kommen – und dieses Zuhause ist seit Langem schon Salzburg. Hier bin ich relaxed, die Lebensqualität ist klasse. Ich habe eine tolle Familie und liebe Freunde – ich bin angekommen, das fühlt sich gut an und gibt jede Saison auf’s Neue wieder Antrieb.


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